Blogeintrag von Anette Göll | 15.08.2024

Laterale Führung

Die Führungskompetenz der Zukunft
Wer Mitarbeitende führen soll und nicht disziplinarisch vorgesetzt ist, braucht hervorragende Führungskompetenz. Die Arbeitsbeziehungen in Unternehmen verändern sich. Diese sogenannte laterale Führung verlangt eine andere Qualität in der Mitarbeiterführung.

Hierarchien werden flacher, Kommunikation immer wichtiger, Beziehungsaufbau unumgänglich.

Über die Grenzen der Abteilungen hinweg entstehen Netzwerke für komplexe Aufgaben. Je stärker dies der Fall ist, desto häufiger müssen auch Mitarbeitende Personen führen, ohne dass sie deren formale Vorgesetzte sind, die aufgrund ihrer Rolle „machtvoller“ agieren können.
CONTUR three women in discussion

Die Führungskompetenz der Zukunft

Die alleinige Steuerung eines Unternehmens von oben nach unten funktioniert in modernen Organisationen immer weniger. Mitarbeitende wirken in bereichsübergreifenden Projekten zusammen. Hierarchiestufen und Abteilungsgrenzen verlieren an Bedeutung, stattdessen geht es darum, übergeordnete Ziele zu erreichen. Anweisungen und „Machtausübung von oben“ wirken sich hier eher als Erfolgsbremse aus.

Führungskompetenz wird vor diesem Hintergrund neu definiert. Sie soll Unterstützung durch Vorbild und Begleitung sowie Coaching auf Augenhöhe bieten.

Erfolgreiche Führung bewegt sich weg von einer disziplinären Führungskultur. Die klassische Funktion der Vorgesetzten stößt bei Projektteams und bei bereichsübergreifenden Arbeiten zunehmend an ihre Grenzen.

Laterale Führung bzw Führen ohne Vorgesetztenfunktion

Laterale Führung ist Führen ohne
disziplinarische Weisungsbefugnis

Das laterale Führen – also „Führen von der Seite“ – gewinnt zunehmend an Bedeutung. Es beruht auf Verständigung, Vertrauen und Macht – das sogenannte „Dreieck der lateralen Führung“. Der Führende schafft eine gemeinsame Ebene und verbindet so die unterschiedlichen Interessen der Teammitglieder und anderer Beteiligter.

Doch laterale Führung, also Führen ohne disziplinarische Vorgesetztenfunktion ist weit mehr als Absprechen und Zusammenarbeit. Es geht nicht nur um Führungskompetenz beim Abstimmen von Aufgaben. Es geht auch um das Einwirken auf beteiligte Personen und Organisationen, um das Boot in die gewünschte Richtung zu steuern.

Personen, die als Stellvertretende oder in Projekten führen, ohne formal vorgesetzt zu sein, üben ständig laterale Führung aus. Für sie fällt die Weisungsbefugnis als „Machtfaktor“ weg.

Sie müssen sich auf andere Säulen der Autorität stützen.

Durch das Einbinden aller Beteiligten lassen sich die größten Störfaktoren überwinden. Nicht mehr die Durchsetzung aufgrund der Vorgesetztenrolle, sondern die Bündelung der Kräfte durch gemeinsam entwickelte Ideen und Ziele wird zur Grundlage der Arbeit.

Laterale Führung ist zeitgemäß, anspruchsvoll und erfolgreich.

Was das laterale Führen so erfolgreich macht, ist die Tatsache, dass durch die flache Hierarchie weit mehr kreative Lösungen entstehen als durch eine Steuerung von oben nach unten.

Führung auf Augenhöhe ermöglicht eine größere Ideenvielfalt und höhere Akzeptanz gemeinsam gefundener Lösungen als hierarchische Einbahnstraßen.

Viele Faktoren tragen zum Erfolg
des lateralen Führens bei:

  • Einigung auf Ziele
  • Akzeptanz der Regeln
  • Wahrnehmen unterschiedlicher Interessen und Bedürfnisse
  • Aushandeln tragfähiger Formen der Zusammenarbeit
  • Wertschätzung abweichender Sichtweisen und das Schaffen von Perspektivwechsel für alle Beteiligten, um ein einheitliches Verständnis herzustellen

Herausforderungen
für Führung auf Augenhöhe

Die laterale Führung ist eine anspruchsvolle Aufgabe und erfordert ausgeprägte soziale Kompetenzen sowie emotionale Intelligenz. Denn sie findet oft in unklaren Machtverhältnissen statt. Die Spannung zwischen verschiedenen Rollen, der kollegialen und der Führungsrolle, muss ausgehalten werden.

Blockaden oder missverständliche Kommunikation können immense Konflikte auslösen. Auch eine disziplinarische Führungskraft ist mit Themen beschäftigt wie Feedback geben, delegieren, einbinden, motivieren, Konflikte klären und Teams entwickeln.

Mit denselben Themen operiert laterale Führung. Doch anstatt mit disziplinarischer Verantwortung und Weisungsbefugnis steuern lateral Führende weitaus stärker durch persönliche Interaktion.

Sie betreiben wirksame Kommunikation, strahlen fachliche Autorität aus und sind als Person glaubwürdig. Der Kommunikation kommt dabei eine herausragende Bedeutung zu. Auch Konfliktprävention, Konfliktfähigkeit und der Mut, die eigene Rolle zu gestalten, sind Erfolgsfaktoren.

Das Erkennen von unterschiedlichen Interessen und die Analyse der jeweiligen aktuellen Situation gehören ebenfalls zur Führungskompetenz in diesem Sinne.

Beispiele für laterale Führung

  • Mitarbeitende, die überwiegend fachlich anleiten, ohne dass sie in der Vorgesetztenposition sind, betreiben laterale Führung. Dazu gehören beispielsweise Mitarbeitende in Matrixfunktionen, Projektorganisationen und Stabsstellen.
  • Wenn es um die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen oder Firmenbereichen geht, stößt hierarchische Macht an ihre Grenzen. Fundierte Kenntnisse wirksamer Kommunikation, fachliche Argumente und Kenntnisse über die Dynamik von Systemen sind gefragt.
  • Wenn mehrere unabhängige Partner:innen im Spiel sind, beispielsweise verschiedene Organisationen, kann die Kommunikation nur auf Augenhöhe geschehen. Die Vorteile lateraler Führung ermöglichen hier Verständigung.
  • Laterale Führung spielt auch eine wichtige Rolle, wenn es um das Moderieren von Entscheidungen in kollegialen Gremien wie beispielsweise in Präsidien oder Vorständen geht. Auch für Veränderungsprozesse, die unterschiedliche Bereiche oder gar Unternehmen betreffen, ist sie von Bedeutung.

Instrumente der Führung
„von der Seite“

Da laterale Führung bedeutet, ohne das Erteilen von Anweisungen zu handeln, ist wirkungsvolles Handwerkszeug wichtig. Sich selbst und andere Menschen gut einschätzen und kennen, Methoden der Kommunikation nützen, Mitarbeitende begeistern und die Zielerreichung vorantreiben – diese Komponenten sind nur möglich mit solider persönlicher und fachlicher Führungsqualität.

  • Am Anfang steht die Auseinandersetzung mit der eigenen Rolle und die Reflexion darüber. Als Vorgesetzter ohne disziplinarische Führungsfunktion ist es wichtig, die Balance zwischen der kollegialen Rolle und der Rolle als Führungskraft zu finden und zu halten.
  • Die Analyse der Situation verhilft zu Klarheit. Um gleich zu Beginn Transparenz darüber zu gewinnen, welche unterschiedlichen Interessen beteiligt sind und wer mit welchen Anliegen, Absichten und Zielen im Spiel ist, empfiehlt sich eine gründliche Analyse der Situation. Bestehende Erwartungen und Anliegen werden dadurch offengelegt.
  • Eine gemeinsame Ebene im Team ist die Grundlage guter Zusammenarbeit. Gegenseitige Akzeptanz ist die Voraussetzung für vertrauensvolle Zusammenarbeit. Unterschiede verlieren ihre störende Wirkung, wenn sie wahrgenommen, geachtet und wertgeschätzt werden. Gemeinsame Ziele und Visionen lenken den Blick nach vorn und bündeln Energie. Vertrauensaufbau ist unentbehrlich auf dem Weg zu einem arbeitsfähigen Netzwerk. Dazu muss die laterale Führungskraft die Dynamik in Teams lesen und deuten können.
  • Gewinnende und werbende Kommunikation ist der größte Erfolgsfaktor. Offene und wertschätzende Kommunikation bringt Transparenz, Klarheit und gegenseitiges Verständnis. Moderieren, erklären, die typischen Muster der Kommunikation erkennen und darauf adäquat reagieren, nonverbale Signale verstehen, durch Feedback steuern, all diese Fähigkeiten tragen zur Zielerreichung bei. Kompromisse aushandeln und Konsens bilden ist vor allem bei schwierigen Zielvorgaben eine Herausforderung an die kommunikativen und diplomatischen Fähigkeiten. Für die Vorbeugung und die Auflösung von Konflikten ist klare und deeskalierende Gesprächsführung unentbehrlich.
CONTUR people 2

CONTUR Laterale Führung Seminar

Das „Führen ohne Vorgesetztenfunktion Seminar“ vermittelt in Präsenz hilfreiches Handwerkszeug, lateral zu führen und die eigenen Handlungsspielräume zu erkennen und zu nutzen.

Alternativ bietet das „DHIT Führen ohne Vorgesetztenfunktion“ als Digital High Intensive Training eine innovative 2 x 3-stündige Online Qualifizierung in Mini Gruppen, verbunden mit individuellem Einzelcoaching und Selbstlerneinheiten.

CONTUR Entwicklungsprogramme

In unseren Entwicklungsprogrammen für Projektmanager:innen und Expert:innen steht das Managen diverser Stakeholder bis hin zur Führung von eigenen Projektteams im Vordergrund. Hier zeigt sich, dass laterale Führung fachliche Führung bedeutet, ohne die disziplinarische Verantwortung zu haben.

Führen mit Persönlichkeit setzt die intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Person sowie der Selbst- und Fremdwahrnehmung voraus. In den Lernreisen lernen die Teilnehmenden ihre eigene Persönlichkeit durch wissenschaftliche Tests kennen.

Wertschätzende Kommunikation, Feedback, Motivation und Überzeugungsfähigkeit sind wesentliche Inhalte der Entwicklungsprogramme, die die Teilnehmenden auch ohne eine Funktion mit disziplinarischer Verantwortung erfolgreich führen lässt.

Mehr dazu: Entwicklungsprogramme

Autor:innen

Anette Göll ist Leiterin des Geschäftsfelds „Führung“ bei CONTUR. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung, Implementierung und Durchführung von Architekturen von Development-Programmen für (internationale) Führungskräfte sowie in Beratung und Coaching insbesondere zu den Themen erweiterte Führungsverantwortung, anspruchsvolle Kommunikationssituationen und Veränderungen managen. Die Veränderung von Führungskulturen liegen ihr besonders am Herzen.

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Anette Göll

Head of Business Field Leadership Development

+49 511 96 96 8 0

a.goell@contur-online.de

Autor:innen

Anette Göll ist Leiterin des Geschäftsfelds „Führung“ bei CONTUR. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung, Implementierung und Durchführung von Architekturen von Development-Programmen für (internationale) Führungskräfte sowie in Beratung und Coaching insbesondere zu den Themen erweiterte Führungsverantwortung, anspruchsvolle Kommunikationssituationen und Veränderungen managen. Die Veränderung von Führungskulturen liegen ihr besonders am Herzen.

Führen ohne Vorgesetztenfunktion Seminar: Fragen und Antworten

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Eine wichtige Grundlage besteht darin, Vertrauen zu schaffen und die Eigenmotivation der Mitarbeitenden zu erhöhen. Eine gute Kommunikation ist der Schlüssel dazu.

Eine hohe Sozialkompetenz ist wichtig, um trotz der unklaren Machtverhältnisse eine Führungsfunktion auszufüllen. Außerdem ist es wichtig, Ziele im Interesse aller Beteiligten zu entwerfen und diese klar zu kommunizieren.

Um überzeugend aufzutreten, müssen Sie zunächst Ihre Rolle genau definieren. Wenn Sie sich im Klaren darüber sind, weshalb Sie mit der Führung der Gruppe beauftragt sind, fällt ein überzeugender Auftritt leichter.

Eine wichtige Grundlage besteht darin, Vertrauen zu schaffen und die Eigenmotivation der Mitarbeitenden zu erhöhen. Eine gute Kommunikation ist der Schlüssel dazu.

Eine hohe Sozialkompetenz ist wichtig, um trotz der unklaren Machtverhältnisse eine Führungsfunktion auszufüllen. Außerdem ist es wichtig, Ziele im Interesse aller Beteiligten zu entwerfen und diese klar zu kommunizieren.

Um überzeugend aufzutreten, müssen Sie zunächst Ihre Rolle genau definieren. Wenn Sie sich im Klaren darüber sind, weshalb Sie mit der Führung der Gruppe beauftragt sind, fällt ein überzeugender Auftritt leichter.

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