Blogeintrag von Anette Göll | 02.05.2023

Mitarbeiter­bindung

Die Menschen machen den Unterschied!
80% der Beschäftigten haben keine emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber. Daher ist es kaum verwunderlich, dass Mitarbeiterbindung als Top-Ziel bei vielen Unternehmen auftaucht.

Strategische Personalentwicklung und die Schaffung eines guten Betriebsklimas sind zentrale Erfolgsfaktoren, bei denen Führungskräfte eine entscheidende Rolle spielen. In diesem Artikel möchten wir mit einem ganzheitlichem Blick Ansätze teilen, wie das gelingen kann.
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Mitarbeiterbindung erfolgreich umsetzen

Unter Mitarbeiterbindung versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Mitarbeiter:innen über einen längeren Zeitraum hinweg zu halten. Leicht gesagt, hat uns doch allein das Chaos an deutschen Flughäfen aufgrund fehlenden Bodenpersonals im letzten Sommer gezeigt, wie herausfordernd es ist, seine Mitarbeitenden an das Unternehmen zu binden und langfristig zu motivieren.

Dazu bedarf es einer gezielten Strategie, die sowohl auf die Bedürfnisse der Mitarbeitenden als auch auf die Unternehmensziele abgestimmt ist. Effektive Strategien zur Mitarbeiterbindung beinhalten z.B. die Schaffung eines positiven Arbeitsumfelds, das Angebot von wettbewerbsfähigen Vergütungs- und Leistungspaketen, die Anerkennung und Belohnung guter Leistungen und die Förderung einer offenen Kommunikation zwischen Mitarbeiter:innen und Management – doch es gibt zahlreiche Gründe, warum Mitarbeitende ihren Arbeitsplatz dennoch verlassen: von schlechtem Management bis hin zu mangelnden Entwicklungsmöglichkeiten.

Warum ist Mitarbeiterbindung wichtig?

Warum ist Mitarbeiterbindung wichtig?

Warum ist Mitarbeiterbindung wichtig?

Mitarbeitende, die sich wertgeschätzt fühlen und die sich mit ihrem Unternehmen identifizieren, haben in der Regel ein höheres Engagement und sind eher bereit, ihre Kompetenzen und Fähigkeiten einzusetzen, um das Unternehmen voranzubringen.

Emotionale Bindung von Mitarbeitenden

Wie es um die emotionale Bindung von Mitarbeitenden bestellt ist, fördert der aktuelle Gallup Engagement Index1 zutage: Von je 100 Beschäftigten in einem durchschnittlichen Unternehmen haben nur noch 13 Personen eine hohe emotionale Bindung. 69 Personen hingegen haben nur eine geringe und 18 Personen sogar keine emotionale Bindung.

Damit ist die emotionale Bindung von Deutschlands Beschäftigten an ihren Arbeitgeber auf dem tiefsten Stand seit 2012.

43 % mit geringer Bindung und 80 % ohne Bindung, planen innerhalb des nächsten Jahres zu wechseln.

Schauen wir hingegen auf die Gruppe, die sich stark an ihr Unternehmen gebunden fühlen, beabsichtigen 86 % noch in einem Jahr und immerhin 68 % der Befragten in den kommenden 3 Jahren, bei ihrem jetzigen Arbeitgeber beschäftigt zu sein.

Mit steigender Bindung scheint also die Wechselbereitschaft zu sinken.

Wenn wir uns jetzt noch die Vakanzzeit von 145 Tagen einer neu zu besetzenden Stelle anschauen – laut der Bundesagentur für Arbeit2 ist sie im Jahr 2022 gegenüber dem Vorjahr um 23 Tage gestiegen – wird die Dramatik, Mitarbeitende zu binden, noch deutlicher.

Gall up Report: Die Mitarbeiterbindung sinkt weiter

Gallup Report 2022: die Mitarbeiterbindung in Unternehmen sinkt weiter

Führungskulturen in Unternehmen in 2023 und in Zukunft

Da der Arbeitsmarkt hart umkämpft ist, und die Arbeitnehmer:innen mehr Optionen und Wahlmöglichkeiten als je zuvor haben, müssen sich Arbeitgeber:innen von ihren Konkurrenten abheben und ein Arbeitsumfeld schaffen, das für die Mitarbeitenden attraktiv ist.

Eine wichtige Rolle spielen da die Führungskräfte, die dafür sorgen müssen, dass Mitarbeitende in den Vordergrund gestellt werden und Wachstum, Erfahrung und Lernen gefördert wird.

Denn nach wie vor, machen die Menschen den Unterschied aus, die es in den kommenden Jahren aufgrund der demografischen Entwicklung zu hegen und zu pflegen gilt. Um Mitarbeitende und Führungskräfte dabei zu unterstützen, setzt hier die strategische Personalentwicklung an, denn es gilt heute die Kompetenzen der Mitarbeitenden zu entwickeln und Talente von morgen zu fördern.

Schaut man in den aktuellen Hays-HR-Report zum Thema Mitarbeiterbindung – einer empirischen Studie des Instituts für Beschäftigung und Employability IBE und Hays3 – so steht hier an erster Stelle das Betriebsklima, welches den größten Einfluss hat.

Dabei rückt das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben“ in den Fokus – ein Thema, auf das die jüngeren Generationen großen Wert legen.

Zudem sollen Führungskräfte die Leistung ihrer Mitarbeitenden anerkennen, einen fairen Umgang mit ihnen pflegen und sich ausreichend Zeit für die Anliegen ihrer Mitarbeitenden nehmen, so ein Ergebnis der Befragung – sprich: ein wichtiger Aspekt der Mitarbeiterbindung ist und bleibt das Geben und Nehmen regelmäßiger Feedbacks.

Durch Feedbackgespräche setzen Unternehmen klare Erwartungen und zeigen Wertschätzung gegenüber ihren Mitarbeitenden. Feedback ermöglicht es Mitarbeiter:innen wiederum, sich weiterzuentwickeln und zu verbessern und gibt beiden Seiten eine Plattform, um Schwierigkeiten zu identifizieren und abzustellen.

Gestiegene Bedürfnisse, z.B.

  • nach einer ausgewogeneren Work-Life-Balance,
  • flexiblen Arbeitszeiten und -orten oder
  • der emotionalen Verbundenheit

zeigen auf, dass zum einen die Generationen X und Y mittlerweile eine feste Größe der Arbeitnehmerschaft abbilden und deren Anforderungen in den Vordergrund rücken.

Zum anderen zeigt es aber auch, wie sich die Arbeitswelt in den letzten Jahren verändert hat.

Doch etwas Neues tun, Innovationen fördern und Führungskulturen verändern – dies ist durchaus mit Risiken verbunden und erfordert Mut bzw. mutige Entscheidungen in Unternehmen und bei Führungskräften.

 

Vor dem Binden steht das Onboarden

Vor dem Binden, steht das Onboarden…

Gut durchdachte Onboarding-Prozesse sind entscheidend dafür, dass sich neue Mitarbeiter:innen willkommen und bereit fühlen, einen Beitrag zum Unternehmen zu leisten.

Onboarding – Chance für Führungskräfte

Das Onboarding prägt – neben dem Bewerbungsprozess – den ersten Kontakt zwischen neuen Mitarbeitenden und ihrer Führungskraft, ihrem Team und dem Arbeitgeber und hat somit wesentliche Auswirkungen auf die weitere Interaktion im Arbeitsalltag.

Effektive Onboarding-Prozesse werden daher mit einer höheren Arbeitszufriedenheit, einem größeren Engagement der Mitarbeitenden und einer geringeren Fluktuationsrate in Verbindung gebracht.

Für Unternehmen ist es daher wichtig, Zeit und Ressourcen in die Entwicklung und Umsetzung effektiver Einführungsprozesse zu investieren, um neue Mitarbeiter:innen auf ihren Job vorzubereiten und eine positive Arbeitskultur zu fördern.

Das sich HR-Abteilungen verstärkt um Themen wie Employer-Branding und Onboarding-Prozesse kümmern, mag kein Geheimnis sein – doch wie sieht es mit den Führungskräften aus?

Was ist ihr Anteil an einem „guten“ Onboarding und welche Auswirkung hat das auf die Mitarbeitenden?

Wenn Führungskräfte das Thema Onboarding nicht als „…da ist unsere HR für zuständig“ verstehen, sondern sich ihrer Einflussmöglichkeiten bewusstwerden, die Entwicklung ihrer Mitarbeitenden von Beginn an effektiv zu begleiten, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, neue Mitarbeitende auch längerfristig zu halten.

Wenn Führungskräfte Onboarding als Chance verstehen, dann können sie z.B.….

  • Probleme und Störquellen frühzeitig identifizieren.
  • Maßnahmen ergreifen, um sie zu eliminieren.
  • Gute Zusammenarbeit ermöglichen.
  • Probezeit als Chance für beide Seiten begreifen, eine fehlende Passung zu identifizieren und Konsequenzen zu ziehen.

Trends

Wenn man sich mit den Trends zum Thema Mitarbeiterbindung bzw. Erhöhung der Arbeitgeberattraktivität beschäftigt, kommt man um den Megatrend „Workation“ nicht herum – die Wortschöpfung ist eine Kombination aus Work (Arbeit) und Vacation (Urlaub) und meint einen zeitlich begrenzten Auslandsaufenthalt, bei dem sich Phasen der beruflichen Tätigkeit mit Erholungsphasen abwechseln.

Laut einer aktuellen Studie von PwC4, möchten gerade jüngere Berufstätige unter 40 Jahren, oft ortsunabhängig arbeiten – auch grenzüberschreitend. Sie wünschen sich also eine größere Flexibilität, die über das Homeoffice deutlich hinaus geht.

Sicherlich müssen sich die Unternehmen mit den nun neu auftretenden Fragen wie z.B. der steuer- und arbeitsrechtlichen Klärung beschäftigen, jedoch entwickeln sich Workations mehr und mehr zu einem wirkungsvollen Instrument des Personalmanagements, um Mitarbeiter:innen zu gewinnen und zu halten.

Fazit

Eine erfolgreiche Mitarbeiterbindung wird in den kommenden Jahren von zentraler Bedeutung sein, um eine Mehrbelastung der vorhandenen Belegschaft, Einbrüche bei den Umsätzen sowie gesamtwirtschaftliche Wachstums- und Wohlstandsverluste zu vermeiden.

Dabei liegt der Fokus in der Neuausrichtung von Führungskulturen, die den Bedürfnissen und Wünschen der Mitarbeitenden entgegenkommen.

Ein offener, transparenter und wertschätzender Umgang miteinander wird hierbei immer wichtiger werden. Nur so kann langfristig eine zufriedene und motivierte Belegschaft gehalten werden – denn letztendlich sind es die Menschen, die den Unterschied ausmachen und den Erfolg eines Unternehmens maßgeblich beeinflussen.

Autorin

Anette Göll ist Leiterin des Geschäftsfelds „Führung“ bei CONTUR. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung, Implementierung und Durchführung von Architekturen von Development-Programmen für (internationale) Führungskräfte sowie in Beratung und Coaching insbesondere zu den Themen erweiterte Führungsverantwortung, anspruchsvolle Kommunikationssituationen und Veränderungen managen. Die Veränderung von Führungskulturen liegen ihr besonders am Herzen.

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Anette Göll

Head of Business Field Leadership Development

+49 511 96 96 8 0

a.goell@contur-online.de

Autorin

Anette Göll ist Leiterin des Geschäftsfelds „Führung“ bei CONTUR. Ihre Arbeitsschwerpunkte liegen in der Entwicklung, Implementierung und Durchführung von Architekturen von Development-Programmen für (internationale) Führungskräfte sowie in Beratung und Coaching insbesondere zu den Themen erweiterte Führungsverantwortung, anspruchsvolle Kommunikationssituationen und Veränderungen managen. Die Veränderung von Führungskulturen liegen ihr besonders am Herzen.

Quellen

  • 1

    Copyright © 2023 Gallup, Inc.- Gallup Engagement Index

  • 2

    Bundesagentur für Arbeit

  • 3

    HR-Report 2023 – Mitarbeiterbindung – Hays AG in Zusammenarbeit mit dem Institut für Beschäftigung und Employability IBE

  • 4

    Workation zwischen Wunsch und Wirklichkeit (pwc.de)

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